Als leidenschaftliche Köchin und Teil einer Patchworkfamilie verstehe ich das Mischen von Zutaten und Ausbalancieren von Aromen mittlerweile auf hohem Niveau. Im Leben, wie in der Küche, macht die richtige Kombination den Unterschied. Eine Patchworkfamilie ist wie ein komplexes Gericht, das eine sorgfältige Auswahl und Kombination von Zutaten erfordert. Manchmal können die Aromen auf den ersten Blick unvereinbar scheinen, aber wenn sie mit Sorgfalt, Zeit und Respekt behandelt werden, kann etwas Einzigartiges und Köstliches entstehen. Allerdings ist das Endergebnis oft ein anderes, wie wir uns Anfang gedacht haben – aber nicht weniger geschmackvoll.
Patchwork = viele Menschen mit unterschiedlichen Bedürfnissen
In diesem Sinne teile ich gerne meine Gedanken und Ratschläge, um euch dabei zu helfen, das perfekte Patchwork-Rezept für eure eigene Familienmischung zu finden. Als Coachin und Selbstversorgerin einer Patchworkfamilie kenne ich nicht nur die Zutaten, die benötigt werden, um ein harmonisches, gemeinsames Zusammenleben zu erreichen – ich habe auch die Erfahrung gemacht, welche Kochtechniken besser zu vermeiden sind.
Zum einen dürft ihr euch bewusst machen, dass gerade in einer Patchwork-Familie das Konfliktpotential besonders hoch ist. Denn es kommen viele Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen, Gefühlen und Bedürfnissen zusammen. Zeitgleich hat ein Jahr nur 365 Tage, der Tag nur 24 Stunden und bestimmte Feiertage sind auch einzigartig. Grund genug, sich als Paar oder Familie die Zeit zu nehmen, das neue Familienkonstrukt genau unter die Lupe zu nehmen. Am Besten, bevor es kracht.
Folgende Herausforderungen können euch auf dem Weg als Patchworkfamilie begegnen:
Einfindungsphase: Das Zusammenkommen als Paar und damit die Neufindung als Familie kann zunächst zu Unsicherheiten bei den Kindern führen. Nicht nur ihr in eurer neuen Rolle als Paar als Bonuseltern sondern auch die Kinder finden eine neue Position und neue Rollen innerhalb des Familiensystems. Das läuft oft alles andere als reibungslos ab.
Unterschiedliche Erziehungsstile: Patchworkfamilien können Schwierigkeiten haben, wenn die involvierten Erwachsenen unterschiedliche Erziehungsstile haben. Es ist wichtig, dass ihr als Paar einen gemeinsamen Nenner für euch findet, was eure Werte und Bedürfnisse im neuen Familienalltag sind. Gerade wenn ihr auch zusammenzieht, ist es sehr hilfreich, wenn ihr euch auf gemeinsame Regeln und Grenzen verständigt.
Konflikte zwischen den Geschwistern: Das Zusammenleben von leiblichen und Stiefgeschwistern kann zu Konkurrenz und Eifersucht führen. Hier ist eine mediative und ausgleichende Rolle der Eltern gefragt. Macht euch bewusst: Kinder können ihre Emotionen meist noch nicht gut regulieren.
Beziehung zum Ex-Partner oder der Ex-Partnerin: Oft ist der Umgang mit den ehemaligen Partnern eine Herausforderung. Obwohl wir uns wünschen, dass der Umgang miteinander und vor allem vor den Kindern harmonisch und unkompliziert abläuft, kommt es hier nicht selten zu Konflikten. Manchmal liegt es daran, dass die Verletzungen aus der vorhergehenden Beziehung noch nicht verarbeitet wurden und/oder das nun nach der Trennung unterschiedliche Erwartungen aneinander gestellt werden. Manchmal kann auch Eifersucht ein Thema sein, wenn einer von beiden eine neue Beziehung gestartet hat, während der andere Part noch Single ist.
Neue Partnerschaften: Kinder können Schwierigkeiten haben, die neue Partnerschaft der Eltern zu akzeptieren. In solchen Fällen ist ein geduldiger und sensibler Umgang mit den Kindern sehr wichtig. Als Paar hat man sich den Menschen ausgesucht, mit dem man eine Beziehung eingegangen ist – die Kinder werden hier vor vollendete Tatsachen gestellt. Es macht hier Sinn die Beziehung zum neuen Partner oder zur neuen Partnerin erwartungsfrei zu gestalten. Der Familientherapeut Jesper Juul war davon überzeugt, dass es fünf Jahre braucht, bis eine Patchworkfamilie zusammen wächst – dies kann ich aus eigener Erfahrung auch nur bestätigen.
Geburt neuer Geschwister: Die Geburt von „gemeinsamen“ Kindern kann alte Konflikte aufbrechen und neue Dynamiken in die Familie bringen.
Zeit- und Aufmerksamkeitsmanagement: Oft sind Patchworkfamilien durch geteilte Betreuungszeiten und weitreichende Familienstrukturen herausgefordert. Es gilt, Zeit und Aufmerksamkeit soweit es geht gerecht auf alle Familienmitglieder zu verteilen. Feiertage bieten hier ein besonders hohes Konfliktpotential, denn meistens möchte jedes Elternteil diese besonderen Tage mit dem Kind oder den Kindern verbringen, jeder Tag hat jedoch nur 24 Stunden.
Aus meiner Erfahrung heraus sehe ich es als wichtig an, dass die leiblichen Eltern mit ihren Kindern auch noch Zeit ganz bewusst allein verbringen und ihren Kindern damit uneingeschränkt Aufmerksamkeit zukommen lassen.
Neue Rollen in der Familie: Jedes Familienmitglied muss seine neue Rolle in der Patchworkfamilie finden und akzeptieren lernen. Das klingt leichter, als es tatsächlich ist.
Gern unterstütze ich euch bei eurem Weg als gemeinsame Patchworkfamilie – als Familie, Paar oder auch gern im Einzelgespräch.